Sonntag, Oktober 13, 2024
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Von Matthäus zu uns

Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 01, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 05. Januar 2022)!

Von Matthäus zu uns

Ein Mosaik (in San Apollinare Nuovo, Ravenna/Italien) aus dieser Zeit listet die Namen auf: Balthasar, persisch für „Lichtkönig“; Melchior, „Gottesschutz“; und Caspar, „Schatzmeister“. (Bild gemeinfrei aus Wikipedia)

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesen ersten Tagen des neuen Jahres 2022 wäre es normalerweise wieder soweit: Königlicher Besuch würde vor der Haustür stehen. Weil aber die Lage noch nicht „normal“ ist, tut er es im Kernort von Bad Wurzach nicht. Denn: „Gesund bleiben“ heißt es im diesjährigen Motto der Sternsing-Aktion. Das ist der Hauptgrund, weswegen bei uns keine König:innen von Haus zu Haus ziehen.

Und dennoch wird das Wichtigste ankommen: Der Segen Gottes! Sternsing-Familien werden unterwegs sein und ihn per Kleber und Kartengruß in Briefkästen hinterlassen, oder gleich jene aus den Vorjahren erneuern. (Nicht nur) In St. Verena wird ein Heftchen ausliegen, mit einer kleinen Feier für zuhause, um so diesen Tag selber geistlich zu begehen. Außerdem will dieser Artikel an die heiligen „drei Könige“ erinnern und zeigen, was in ihnen steckt.

Was Matthäus (nicht) sagt

Die Tradition des Sternsingens ist sehr alt und die Weihnachtszeit ohne sie eigentlich undenkbar. Den Ursprung der Sternsinger finden wir bei Matthäus, der sein Evangelium nach dem Jahr 70, wahrscheinlich in Syrien verfasst hat. Zu Beginn des zweiten Kapitels schreibt er: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem“. – Das Spannende daran ist, was Matthäus hier nicht sagt: Nämlich zu wievielt die Sterndeuter sind und woher genau sie eigentlich waren. Denn wer z.B. auf die Karte des Makedonischen Reichs è blickt, sieht bis nach Indien. Außerdem interessant: Matthäus spricht nicht von Königen, sondern Altgriechisch von Magiern.

“Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem“ (Bild gemeinfrei aus Wikipedia)

Ihre Anzahl wurde von Origines (* 185 in Alexandria; † um 254), festgelegt; vermutlich, weil bei Matthäus (2,11) zu lesen ist: Die Sterndeuter „gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“ Also drei Gaben heißt drei Überbringer.

Rang und Namen

Schon Tertullian (160–220) macht aus den drei Überbringern Könige, wenn er sagt „die Könige von Tarschisch, Saba und Scheba bringen Geschenke“ und dabei Psalm 72,10 zitiert. Im 6. Jh. kommen dann ihre Namen dazu. Ein Mosaik (in San Apollinare Nuovo, Ravenna/Italien) aus dieser Zeit listet sie auf: Balthasar, persisch für „Lichtkönig“; Melchior, „Gottesschutz“; und Caspar, „Schatzmeister“.

Verehrt und beliebt

Die Gebeine der drei tauchten im Lauf der Zeit in Mailand auf. Nachdem die Stadt 1162 unter Kaiser Barbarossa erobert wurde, gelangten sie schließlich nach Köln. »Hier wurde 1180–1225…  für die Reliquien der kostbare „Dreikönigsschrein“ angefertigt… Dieser wiederum wurde Anlass zum Bau der Kölner gotischen Kathedrale, für die 1248 der Grundstein gelegt wurde« schreibt Manfred Becker-Huberti – und weiter: »Über dem „goldenen Haus“ der Dreikönige wurde ein „Abbild des Himmels“ gebaut.« Die drei Könige waren nicht nur hoch verehrt, um ihren Tag, den 06. Januar, entwickelten sich zudem viele Bräuche: Z.B. standen die drei Könige für die damals bekannten Kontinente – Asien, Europa und Afrika. Daher kommt es, dass einer mit schwarzer Hautfarbe dargestellt wird; zuerst Kaspar, dann Melchior.

Alter Brauch, neuer Sinn

Von vielen Bräuchen ist das Sternsingen der Kinder übriggeblieben. So wurde im Italien des Hochmittelalters Dreikönig als Geschenktag begangen, an dem die Schüler zu den Häusern reicher Leute zogen. Dieser Brauch breitete sich im 15./16. Jh. bis Norddeutschland aus. Das Ziel der Kinder war es, durch Almosen ihr Schul- und Kostgeld zusammenzukriegen. Aus diesem Grund sangen sie, was das Zeug hielt. Manche sahen sich dadurch belästigt und kauften sich an Dreikönig los.

Seit langer Zeit ist also das Sammeln von Spenden Teil des Brauchs. Hier knüpfte das Kindermissionswerk 1959 bei seiner Initiative zur Aktion Dreikönigssingen an: Der alte Brauch sollte einen neuen Sinn bekommen – und aus einem kleinen Anfang wuchs die weltweit größte Aktion für Kinder. – Wenngleich anders, so sind auch in diesem Jahr Sternsinger:innen unterwegs, um Geld zu er-laufen, -sprechen und vielleicht auch -singen. War bisher immer ein konkretes Land das Ziel, so ist es diesmal mit Afrika ein ganzer Kontinent: Um dort die Gesundheitsversorgung zu verbessern. – Hilfe wird damit zum Segen.

20* C+M+B+ 22

Entsprechend möchte ich mit den Worten der heiligen drei Könige enden: „Gottes Sohn ist uns geboren, freudig rufen wir es aus. Frieden wünschen wir den Menschen, Gottes Segen jedem Haus. / Hütten, Zelte, Keller, Straßen, Kinder nennen dies ihr Heim. Ihre Welt soll heller werden, dazu laden wir euch ein. / Eure Gaben, die wir sammeln, helfen Kindern Zukunft geben. Und was wir zusammentragen, bringe Freude in ihr Leben.

In diesem Sinn: Möge Christus (C+) Ihre Häuser (M+) segnen (B+) und Gottes Stern Sie gut durchs neue Jahr geleiten!

Raimund Miller, Kurseelsorger