Mittwoch, April 24, 2024
Artikel

Voll cool, gell Oma?

Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 16, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 03. August 2022)!

Voll cool, gell Oma?

Ahh, Sommerferien! Hallo Patenonkel plus -tante, hallo Oma, Opa, Mami, Papa, Freunde! Jetzt ist prima Zeit, ein paar Gutscheine einzulösen, die Ihr vielleicht Eurem Paten-/Kind, Enkel*in, Nichte, Neffen… geschenkt habt: zur Erstkommunion, Firmung oder Konfirmation, zum Geburtstag oder Wechsel auf die weiterführende Schule. Einen Gutschein z.B. für ‘nen Ausflug zu einem besondren Ziel, eine coole Unternehmung. Wo die Botschaft drinsteckt „Du, ich hab Lust, was Schönes mit Dir zu machen! Nehme mir gern Zeit und geb‘ gern Geld aus, dass wir was Tolles mit‘nander erleben!

(gemeinfrei aus Pixabay)

Dank eines solchen Gutscheins durfte ich als 10-Jährige mit meiner Patin auf den Stuttgarter Fernsehturm, inclusive Erdbeersahne-Torte, 1971: war mega, ich glaub, auch für sie.

Mit so ‘nem Gutschein beschenkt man ja genauso sich selbst, denn: Ist‘s nicht ein Vorrecht, mit Kindern und Jugendlichen zu tun zu haben? Eine Freundin, 82, jüngst verwitwet und 7-fache Oma, Mitbegründerin eines Bioland Schulbauernhofs mit ständig 3 FÖJ-lern, sagt trotz manchem Leid voll Überzeugung: „Ha, mir geht’s gut! Bin täglich mit junge Leut‘ zusammen!“

Das hab ich in der Jugendarbeit mit Kids und Teenies, mit den Schülern und jungen Erwachsenen ebenfalls erlebt (so anstrengend sie sein können!) Sie fordern einen heraus… und ja, der Abstand zu ihnen wächst, indem man selbst älter wird. Was teilweise durchaus Gewinn bedeutet. Z.B dass man gelassener wird + lernt: Es bringt nix, an ihnen rum zu erziehen. Klar, manches in ihrem Verhalten kann einen befremden, gar ärgern. Manches versteht man absolut nicht. Aber die Bereicherung überwiegt weit, und mit Güte kommt man immer weiter. Hier zum Thema die Schriftstellerin Luise Rinser („Fragen, Antworten“, 1968) mit 10 Tipps ZUM UMGANG MIT JUNGEN MENSCHEN:

      1. „Freu dich, wenn die Jungen dich kritisieren! Es zeigt, dass du ihnen nicht egal bist. Sondern sie nehmen dich ernst und setzen sich mit dir auseinander. Auch dank Deiner Erziehung können sie selbständig denken.
      2. Es ist ja die Aufgabe der Jungen, Neues zu suchen und die Entwicklung voran zu treiben. Da müssen sie erstmal das Alte infrage stellen und gegen Traditionen anrennen.
      3. Sieh die jungen Leute nicht als Gegner, sondern als Verbündete an: als begabte, voll berechtigte Mitarbeiter an der Entwicklung der Menschheit.
      4. Natürlich bringen sie zu dieser Aufgabe kaum Erfahrung mit, dafür aber ungebrochene Kraft! Sie überschätzen sich teils auch, und freilich ist vieles nicht „reiflich abgewogen“, nicht zu Ende gedacht, was sie sagen und tun. Aber genau das brauchen sie, weil nur eine gewisse Einseitigkeit sie unbefangen vorwärtsstürmen lässt.
      5. Versuch dich in die Jungen hineinzuversetzen! So ahnst du etwas von ihren Sehnsüchten und Problemen und kannst sie ein Stück weit begleiten.
      6. Wenn du ihnen in überheblichem Ton erklärst, ihre Ideen seien utopisch, nie zu verwirklichen, dann tut sich eine Kluft zwischen euch auf. Bedenke vielmehr, dass die Ideen gerade junger Menschen schon häufig zu guten und großen Neuerungen geführt haben!
      7. Unterhalte dich so oft wie möglich mit jungen Leuten und hör ihnen gut zu: wie sie die Welt sehen, wie sie das Leben erfahren. So kannst du das Heute auch in dein Weltbild einfügen und, wo nötig, deine Ansichten korrigieren.
      8. Dräng dich den Jungen nicht auf. Und versuch nicht, jung zu erscheinen, auch wenn du dich noch nicht besonders alt fühlst. Für die Jungen bist Du kein Kumpel! Im besten Fall bist Du ihnen ein Gegenüber, das sie respektieren, vielleicht sogar lieben. Gerade der Abstand an Jahren und Erfahrung macht eure Begegnung spannend…
      9. Klug ist es, ihnen nur dann zu raten, wenn sie ausdrücklich danach fragen. Und: nicht beleidigt sein, falls sie anders entscheiden. Auch wenn junge Leute scheinbar auf Distanz zu dir gehen, sich ablehnend verhalten: Sie brauchen dich von Zeit zu Zeit wie einen Fels, an dem sie sich halten – oder wie einen Prellbock, an dem sie ihren Eigensinn erproben können. Übrigens war dein Rat ihnen gewiss nützlich, um ihren Standpunkt zu finden.
      10. Ein Zeichen von Weisheit: Nicht neidisch zu sein auf das Jungsein der Jungen. Sich zu erinnern, mit welchen Problemen und Zweifeln du selbst als junger Mensch zu kämpfen hattest. Jugend hat es immer auch schwer auf irgendeine Art. Du bist ihr gegenüber im Vorteil, hast deinen Stand im Leben, deinen Platz in der Gesellschaft und in der Welt gefunden.“
        (gemeinfrei aus Pixabay)

Gute Kontakte mit jungen Leuten wünscht Ihnen (und sich selber),

Verena Engels-Reiniger