Steht fest im Glauben
Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 13, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 24. Juni 2020)!
„…steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark.“ (1Kor 16,13)
Liebe Leserin, lieber Leser,
eigentlich wäre ich in der Woche nach Pfingsten wieder in Untermarchtal gewesen. Auf dem dortigen Jugendtag. Zusammen mit jungen und junggebliebenen Menschen aus der Seelsorgeeinheit Bad Wurzach. Zuerst zweieinhalb Tage zu Fuß und mit Vollgepäck auf dem Weg, als Sternwallfahrer*innen. Dann eineinhalb Tage bei den Vinzentinerinnen, um mit ihnen sowie etwa 2000 (oder wahrscheinlich noch mehr) Leuten diesmal das 40jährige Jubliäum zu feiern. Aber: Es hat nicht sollen sein. –
Dennoch „ist“ das, was Untermarchtal ausmacht. Nämlich immer dann, wenn ich fest im Glauben stehe. Meine Frau brachte mich auf diesen Gedanken. (Danke!) Sie sagte sinngemäß: „Wenn du schon nicht zum Jugendtag kannst, dann schreib doch darüber.“
So mache ich es. Ich hole ihn hierher, indem ich auch diejenigen zu Wort kommen lasse, die ihn vorbereitet haben:
»Im November vergangenen Jahres haben wir (= das Vorbereitungsteam) das Thema des Jugendtags gewählt und uns für das Wort: „Seid mutig und stark, steht fest im Glauben“ entschieden. Zu einem Zeitpunkt, als noch nicht klar war, was so alles auf uns zukommt. Niemand konnte ahnen, wie so ein winziges Ding – wie ein Virus unser Leben verändern wird. Und nun stecken wir mitten drin. In einer Pandemie… in einer Situation, die wir so noch nie erlebt () und uns auch vermutlich nicht geträumt haben. Doch wie immer gilt auch hier: Gottes Wort hat uns was zu sagen – unabhängig von Zeit, gesellschaftlicher Entwicklung, geschichtlichen Herausforderungen… Deshalb laden wir Dich ein, in diesem Jahr den Weg nach Untermarchtal zum „Fest des Glaubens“, dem Jugendtag virtuell zu gehen.«
Das Nächste, was bei uns in Bad Wurzach ansteht, ist zwar kein Jugendtag, aber ein Glaubensfest. Und auch hier gilt: Wenngleich dieses nicht wie gewohnt stattfindet – das, was das Heilige Blut ausmacht, „ist“! Ja mehr noch, „es“ lädt uns ein, dort wo wir sind, zu glauben. An verschiedenen Orten zur selben Zeit. Zu unterschiedlichen Zeiten am selben Ort. Wie herum, das bleibt sich gleich. Was zählt, ist Gott: Dass (der Glaube an) seine Heilige-Geist-Kraft uns verbindet, uns Standfestigkeit verleiht, uns stärkt und ermutigt.
Dieser Gedanke »kommt aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth. () Korinth war eine pulsierende Handelsstadt, griechisch geprägt, mit viel Lebensfreude und Freiheit. Party war angesagt. Also, eher Berlin als Untermarchtal [oder Bad Wurzach]… Doch genau dort hatte Paulus eine Gemeinde gegründet… [Anfangs lebten ihre Christ*innen gut miteinander. Aber] dann wurde es zunehmend stressiger. Es stellten sich immer mehr große Schwierigkeiten im Zusammenleben ein. Paulus machte sich gewaltige Sorgen um die Gemeinde. Deshalb schrieb er diesen Brief.
An dessen Ende hat er das Wichtigste () zusammengefasst: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark. Alles was ihr tut, geschehe in Liebe.“«
Damit ist das, was Thema sein will, eingebettet zwischen „seid wachsam“ auf der einen Seite. Also, dass wir uns nicht vom Bösen verführen lassen; sondern prüfen, ob es das Gute ist, bevor wir uns entscheiden. Und vom „alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ auf der anderen Seite. D.h., dass unser Handeln auf Liebe basieren soll – zu Gott, den Nächsten, wie uns selbst. So gesehen passen Paulus´ Worte sehr gut »auch in unsere Zeit… Denn Entscheiden und Unterscheiden ist eine Wahnsinns-Herausforderung! Nicht nur im Zeitalter von Fake-News und Marketing. Prüfen, ob es das Gute ist und was überhaupt das Gute ist.
Puh, krasse Fragen, die die Menschen in Korinth schon beschäftigt haben.« Aber v.a. sind sie auch eine Einladung an uns. Ihnen heute nachzugehen und Antworten zu suchen. Sei es an besonderen Daten, wie dem Blut-Freitag, oder an gewöhnlichen Tagen, wo es von der Zeit her einfach passt. In Gedanken und/oder zu Fuß unterwegs – z.B. auf dem Weg der Blutreiter*innen – um dem eigenen Glauben auf die Spur zu kommen: Also wer es ist, der uns fest stehen lässt und dadurch Mut wie Stärke verleiht?; oder was »„Glaube“ eigentlich für [uns] persönlich heißt? –
Das Glaubensbekenntnis [mag und kann uns dabei eine Antwort-Hilfe sein, denn es] fasst zusammen, was für Christ*innen über Jahrhunderte hinweg () Glaube ausmacht. Es ist eine Kurzformel des Glaubens, das ein gemeinsames Bekenntnis aller Gläubigen ermöglicht.« Es kann das, weil es das Ergebnis eines Ent- wie Unterscheidungsprozesses ist; und weil es wieder und wieder geprüft und schließlich für gut befunden wurde.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.
In diesem Sinn die herzliche Einladung: »Schau dir das Glaubensbekenntnis in Ruhe an. [Online, oder im Gotteslob, Nr.3 Ziffer 4.] Sprich es () laut vor dich hin. Du kannst dich dabei auch () bewegen [und fragen lassen]. – Was spricht dich an? – Welche Sätze gefallen dir? – Welche Sätze verstehst du nicht? – Mit welchen Aussagen tust du dir schwer? – Wo entdeckst du deinen Glauben? – Du kannst Worte oder Sätze markieren, die dir wichtig sind. [Du kannst] auch einen Vers aussuchen, ihn aufschreiben und in deine Hosentasche stecken, so dass dieser „mit dir geht“« – und Dich auf seine Weise ermutigt und stärkt.
Raimund Miller, Kurseelsorger