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PessiMIST- OptiMIST- alles MIST

Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 12, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 10. Juni 2020)!

PessiMIST- OptiMIST- alles MIST

Wirklich, es hat Vorteile, Pessimist zu sein! Man muss sich hinterher nicht frustriert an den Kopf greifen „Wie hatte ich nur glauben, hoffen können, dass…!“ Und vor allem sich nicht von anderen sagen lassen: „Wie konntest du so gutgläubig sein?!“ 

Zurzeit wird viel vorausgeschaut auf die Zeit „nach Corona“: Ist das überhaupt denkbar, ein Zurück zum vorigen Alltag? Welche Langzeit-Folgen zeitigt der Shutdown? Gegen den herben Konjunktureinbruch beschließt die Politik gerade Milliarden-Pakete:

Anleihen auf die Zukunft…

Dahinter steht ‘ne Mischung aus Pragmatismus und Glaube: „Ist die einzige Möglichkeit. Alternativlos!“ und „Wir dürfen auf die Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit unserer Wirtschaft und Verwaltung vertrauen.“ Doch es hängt nicht nur an uns hierzulande. Wir sind wirtschaftlich international verflochten und abhängig. Soweit der Glaube „Wir schaffen das!“ hinter dem staatlichen Schuldenmachen steckt, fragt sich: Ist solches Vertrauen berechtigt?

Nicht aus prinzipiellem Misstrauen. Wir dürfen unseren Politikern grundsätzlich Besonnenheit + Sachkenntnis zutrauen. Aber dass wir auf viele angewiesen sind, über die nicht wir regieren, ist Realität. Und – der Mensch ist, wie er ist: egoistisch und träge.

Berufene und solche, die sich dafür halten oder gehalten werden, treffen Prognosen über die Auswirkungen der Pandemie. Sinnieren, welche Konsequenzen daraus zu ziehen seien. Zumal der Klimawandel die Welt ebenso bedroht. Sind wir Menschen fähig zu lernen, unser Verhalten zu ändern?

„Haben wir etwa bisher zu wenig nüchtern vom Menschen gedacht?“ fragte D. Bonhoeffer. Und meinte „Es ist klüger, pessimistisch zu sein. Vergessen sind die Enttäuschungen, und man steht vor den Leuten nicht blamiert da.“ Na also!

ABER das ist nicht alles, was er dazu sagt. Hätt einen auch gewundert.
Er findet, nicht „Pessimist“, sondern … „Optimist“ reimt sich auf „Christ“

Mist! freut sich der OptiMist – und düngt den Boden… (Bild, frei kommerziell nutzbar, aus Pixabay) 

 

Hier – aus einer Situation unvergleichlich schlimmerer Bedrängnis – seine weiteren Gedanken. Sie sprechen auch in unsere Lage so klar wie klärend hinein. Und am Ende kommt ein ebenso pragmatisches wie kraftvolles, praxistaugliches Plädoyer heraus – contra P…, pro O…

Bonhoeffer (wie oben zitiert) weiß: Wegen des Risikos, hinterher frustriert + blamiert dazustehen, „ist Optimismus bei den Klugen verpönt. Jedoch ist er seinem Wesen nach keine Ansicht über die gegenwärtige Situation. Sondern er ist eine Lebenskraft. Optimismus = Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hoch zu halten, wenn alles fehlzuschlagen scheint. Eine Kraft, Rückschläge zu ertragen. Eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner überlässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt. – Gewiss, es gibt auch einen dummen Optimismus, der verpönt werden muss. Aber den Optimismus als Willen zur Zukunft soll niemand verächtlich machen – selbst wenn er hundertmal irrt!

Er ist die Gesundheit des Lebens, die sich nicht am schwächenden Schwarzsehen anstecken soll.
Es gibt Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben im Grunde ihres Herzens, dass alles auf Chaos, ja Zerstörung zuläuft; sie glauben an die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens: So entziehn sie sich in Resignation oder (angeblich) frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben, für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter.

Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht… dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen – vorher aber nicht!“

Soweit Dietrich Bonhoeffer. Seine Worte erinnern an M. Luther, der mal sagte: „Selbst wenn morgen die Welt unterginge, so wollte ich heut noch ein Apfelbäumchen pflanzen!“

Na, dann bereiten wir mal den Boden vor…

„Wird sowieso nur Mist!“ knurrt der
PessiMist – und wendet sich ab.
„Mist, lauter Mist!“ freut sich der
OptiMist – und düngt den Boden.

Dazu mit Blick gen Himmel:

„Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht hindern. Doch kannst du verhindern, dass sie Nester in deinem Haar bauen.“   (Martin Luther)

Guten Grund zum Optimismus wünscht sich und Ihnen

Verena Engels-Reiniger