Donnerstag, April 25, 2024
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Nicht Berühren!

Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 14, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 08. Juli 2020)!

Nicht Berühren!

Hände schütteln, die Köpfe zusammenstecken, sich herzlich umarmen – alles hoch riskant. Ein Atemzug ohne MNB (Mund-Nase-Bedeckung) kann  krank machen! Die Unbefangenheit im Miteinander ist verloren. Leben im Corona-Modus, wahrscheinlich noch einige Zeit – uff! Nun las ich neulich, Christen dürften das doch längst kennen: So wie das „Social Distancing“ uns zwischenmenschlich zum Abstand zwingt, gelte es religiös schon immer: Auch Gott sei ja nicht greifbar, der Glaube kaum zu fassen Gott /Jesus = unnahbar?! 

Maria Magdalena bekam von Jesus gesagt „Rühr mich nicht an“ (…..). Thomas durfte zwar (Lk…), aber Jesus betonte zugleich „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ – Also sind im spirituellen Bereich von jeher Distanzen gesetzt….

Dabei hat jeder Mensch ein elementares Bedürfnis nach Nähe, nach Kontakt: Gespräch, Austausch. Wer sehnt sich nicht danach, etwas von sich mitzuteilen und am Erleben anderer teilzunehmen? Anderen etwas zu bedeuten? Selbst Leute die ganz gern für sich alleinsind, brauchen ab und zu eine aufmunternde Begegnung, ein schönes Zusammensein. Und dabei will man sich eben  r e a l  sehen, mit Anfassen, nicht nur per Telefon oder Skype/ Video-Chat/ Email!

Drum interessant die Meldung: In C-Zeiten sind noch viel mehr Menschen auf den Hund gekommen. Die Nachfrage stieg sprunghaft – kein Wunder! Erzwungene Einsamkeit macht unglücklich. Es schmerzt, sich übrig, entbehrlich zu fühlen. Der Hund jedoch hat null Problem mit dem Virus. Ebenso wenig mit manch anderen Dingen, die das (Zusammen-)Leben schwer machen. So ein Vierbeiner kann ein wunderbarer Gefährte sein.

Aber – er widerspricht nicht. Und bei noch mehr nicht ganz unwesentlichen Aspekten hat die Beziehung Grenzen, so wertvoll und unersetzlich Tiere sind, speziell ein liebes Haustier.

Ebenbürtiges Gegenüber das können nur Mitmenschen sein, (Ehe-)Partner, Verwandte, Freunde. In oft über Jahre, Jahrzehnte gewachsenen Beziehungen. Wo man Vieles gemeinsam erlebt, erlitten, durchkämpf hat. Vertraut geworden ist. Und das möchte man ab und zu halt auch körperlich ausdrücken und spüren! Aber jetzt die Ansteckungsgefahr – bleib mir vom Leib (ehe nicht ein wirkungsvoller Impfstoff bzw. Medikament gefunden ist)! Je länger das dauert, desto belastender. Da fragt sich wirklich: Was macht das mit unserem Miteinander?

Was wird aus unsrer Kommunikation? Sollten wir gut darauf achten. Be-wusst hinschauen, was sich wie ändert. Es ist ein Lernen – immerhin mit Chancen. Denn die Kontaktbeschränkungen haben auch Positives bewirkt: Wo es Leuten gelungen ist, auf ihre Beziehungen zur Familie, zu Bekannten, Freunden, Kolleg*innen zu übertragen, was sie in ihrem spirituellen Leben schon praktizierten:

Vieles geht auch „tele“, auf Distanz: Einander nicht direkt sehen, nicht persönlich treffen zu können – und trotzdem miteinander verbunden zu bleiben. Viele erlebten, wie die erzwungene Distanz Sehnsucht erzeugte und Wertschätzung für das sonst selbstverständliche Miteinander. Ein Gewinn wurde, wo man (unfreiwillig getrennt) versucht hat sich stärker in andere einzufühlen. Und auf ganz neue Möglichkeiten kam, ihnen die Verbundenheit zu zeigen: physisch auf Abstand, seelisch-geistig vielleicht intensiver zugewandt als sonst. Daher Frage:

Überschätzen wir direkte Kontakte? Täuschen wir uns in Sachen Nähe? Ständig per Telefon/ digital in Verbindung und physisch nah beieinander, können Menschen sich trotzdem seelisch-geistig sehr fern bleiben – und  umgekehrt! Frag Oma, frag Opa: bis vor ca. 50 Jahren waren Briefe auch für Liebende die einzige Möglichkeit der Kommunikation oft über Wochen, Jahre (z.B. Albert und Helene Schweitzer).

Neuer Kontakt: GOTT. Modus: ??? Ja wie denn? – Maria M, die Jesus ja nicht in die Arme schließen durfte, bezeugte trotzdem begeistert seine Auferstehung: Offenbar war sie genug  berührt + erfüllt schon von der Begegnung mit ihm. Auch dem Thomas, weitgereistem Apostel, musste künftig Gebet + Gottesdienst genügen – so wie Abermillionen Christen seither! Doch möglich sind innige, vertraute Beziehungen zu Gott als himmlischem Vater, ebenso mütterlich; zu Jesus, unsrem Bruder und Heiland. Wenn die Menschen in ihrer Sehnsucht nur die innere Zwiesprache üben wollten! Regelmäßige Praxis in Beten, Stille, Meditation/ Andacht etc kann einen Gott berührend nahe erleben lassen…

Ob Sie’s versuchen mögen? Seien Sie Gott befohlen!

Verena Engels-Reiniger