Freitag, April 26, 2024
Artikel

Februar – kleiner Monat

Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 03, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 01. Februar 2023)!

Februar – kleiner Monat, reich an Leben!

(Hier klicken, um die Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation zu lesen)

Klein

Der Februar ist ein „kleiner“ Monat. Klein deshalb, weil die Römer ihn klein machten: Kaiser Augustus bekam zu seinen Ehren den „August“. Doch es durfte nicht sein, dass dieser weniger Tage hatte, als der Juli. Die Folge: Man bediente sich beim Februar und stahl ihm einen Tag. Närrisch, diese Römer, möchte man meinen. Für dieses Jahr heißt das jedenfalls: Der Februar hat 28 Tage. Erst 2024 ist er mit 29 wieder im Besitz seiner Originalgröße. – Wie auch immer die Zählung ausfallen mag, mir scheint, er ist größer als gedacht!

Entscheidend

Denn so kann sich im Februar entscheiden, ob es ein gutes Jahr wird. Vorausgesetzt man schenkt z.B. den Bauernregeln Glauben, die in ihm zu finden sind: „Der Februar muss stürmen und blasen, soll das Vieh im Lenze grasen“, besagt eine davon. Oder: „Gibt’s im Februar weiße Wälder, freuen sich drob Wies’ und Felder“, eine andere. Sprich: Was im Februar geschieht, wirkt sich aus auf das, was kommt. Der Grund dafür liegt einmal mehr bei den Römern. Die haben, 153 vor Christus, den Januar zum ersten Monat des Jahres gemacht, und den Februar damit zum zweiten. Davor war er jedoch der letzte und schloss das Jahr ab – mit Sühne und Reinigung. Eben das bedeutet das Wort „februare“ seinem Sinn nach: Nämlich, dass Menschen gesühnt und gereinigt neu anfangen konnten und können.

Christlich

Damit verbunden lässt einen dieser kleine Monat „christlich“ auf die Wochen bis Ostern schauen. Denn im Februar liegt häufig der Aschermittwoch, also der Beginn der Fastenzeit (dieses Jahr am 22.02.). Mit ihm wird das Fasten feierlich eröffnet. Als Zeichen der Umkehr lassen sich die Gläubigen im Gottesdienst ein Kreuz aus Asche auf die Stirn „schreiben“: Asche als Zeichen dafür, dass wir gebrechlich und vergänglich sind; und als Produkt des Feuers, das uns symbolisch mit seiner Kraft reinigen und läutern will.  Entsprechend sind Christ*innen gefordert, sich durch Gebet und Tat auf Ostern vorzubereiten. – Die Gemeinschaft am Tod und an der Auferstehung Jesu bildet dabei den Schwerpunkt. – Die vom Fasten geprägten Wochen sind folglich eine ernste Zeit. Denn an der Kreuzesnachfolge geht kein Weg vorbei. Aber die Freude gehört genauso dazu, weil Christus im Kreuz den Tod bezwungen hat – für immer.

Fröhlich

Doch alles hat seine Stunde. So wusste es bereits ein Gelehrter im Alten Testament (siehe Kohelet 3); und zeigt es sich im Februar: Es kommt zwar in ihm eine Zeit zum Weinen. Aber zuerst hält er uns eine Zeit für´s Lachen bereit. Wir bekommen mit ihm genügend Zeit für die Klage, aber erst einmal von ihm Zeit für´s Tanzen geschenkt. Denn wir brauchen solche Zeiten, in denen wir einmal anders sein können – und dürfen. Tage, in denen wir etwas hinter uns lassen können, was uns sonst im Alltag sorgt. Augenblicke, um zu genießen, ohne dabei sofort ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Häufig droht ja der moralische Zeigefinger, der einem die Freude madigmachen möchte. Ich glaube, jede*r hat das Recht, diese Tage zu genießen und auszukosten. Und niemand ist so naiv zu glauben, das Leben wäre ein nie endender Spaß. Aber gerade weil die ernsten Seiten einen manchmal schnell einholen, sind Erfahrungen der Freude und Unbeschwertheit so wichtig – und haben ihre Stunde, so wie alles andere eben auch.

(Die Bildrechte liegen beim Patmosverlag und können dort für den Druck erworben werden. Durch Anklicken des Bildes landen Sie dort auf der Webseite.)

Kunst

Entsprechend möchte ich mit dem am 09. Februar 2015 verstorbenen Künstlerpfarrer Sieger Köder und einem seiner Bilder („Narr vor dem Spiegel“ – zu erwerben beim Patmos-Verlag) diesen Artikel beschließen: Schon vom Beginn seiner künstlerischen Karriere an faszinierte Sieger Köder diese so besondere Welt der Narren und Clowns, des Zirkus und der Fastnacht. Denn für ihn ist der Narr und das närrische Treiben ein Gleichnis für das Leben; ganz im Sinne von Baltasar Gracián y Morales, einem spanischen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert: „Die eine Hälfte der Welt lacht über die andere und Narren sind wir alle!“

Sehen wir also auf der einen Seite das Weinen, die Klage, aber auf der anderen auch das Lachen, den Tanz. Das ist die Kunst, glaube ich, welche uns der Februar lehren mag. So wünsche ich uns einen lebensreichen, kleinen Monat – und eine glückselige Fasnet.

Worum? – Dorum!

Raimund Miller, Kurseelsorger