Hase und Ei – sind an Ostern 3
Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 7, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 31. März 2021)!
Hase und Ei – sind an Ostern 3
Liebe Leserinnen und Leser,
im Lauf der Zeit haben sich viele Symbole rund um Ostern etabliert. Manche sind jüngeren Datums, andere gibt es seit vielen hundert Jahren. Entsprechend ist das Fest kaum ohne Hasen und Eier zu denken.
Greifbare Auferstehung
Das Ei (ob von Huhn oder Gans, ob aus Porzellan oder Schokolade), zu Ostern findet es sich in allen erdenklichen Materialien, Größen und Farben wieder; um dann verschenkt und wenn möglich, gegessen zu werden. Aber v.a. ist das Ei voll an Bedeutungen, die zum Teil Einzug ins christliche Ostern gefunden haben. So waren Eier schon im 4. Jh. Beigaben in römischen und germanischen Gräbern. Und bereits die Urchristen deuteten das Ei als Symbol für die Auferstehung: Es trägt das Leben in sich eingeschlossen – wie ein Grab – und macht so den Bezug zur Auferstehung Jesu greifbar.
Lebendige Farbe
Der Brauch Eier zu verschenken, erschließt sich wiederum durch die christliche Fastenzeit. Während dieser durfte man keine Eier essen. Den Hühnern war allerdings schlecht nahe zu bringen, dass sie nun keine Eier mehr legen sollten; weshalb der einzige Ausweg darin bestand, das so entstehende Überangebot haltbar zu machen. Folglich kochte man die Eier und gab dem Wasser Pflanzenteile zum Färben bei. So waren die gekochten von den rohen Eiern zu unterscheiden. – Die Tradition für Ostereier die Farbe Rot zu nehmen (s. Bild unten, cc aus Pixabay), hat den Hintergrund, dass Rot für das Leben steht und in diesem Sinne für das Blut Christi; und reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert.
Kindliche Suche
Neben dem Hühnerei ist eine Sorte dagegen besonders beliebt, v.a. bei Kindern. Nämlich die aus Schokolade. Bunt verpackt werden diese vom Osterhasen zu Ostern versteckt – so erzählt man es gerne den Kindern. Jedenfalls ist die Ostereiersuche seit dem 19. Jh. gebräuchlich. Bzw. die ältesten Zeugnisse über den Osterhasen stammen von Autoren protestantischer Konfession. Diese lehnten das katholische Brauchtum zu Ostern ab und entwickelten bereits im 17. Jh. den Osterhasen als Lieferant für die Eier: Er sei es, der die Eier bemalte und versteckte. Hase und Suche sind demnach also eine kindgemäße Ausgestaltung des Osterfestes.
Antikes Zeichen
Doch warum ausgerechnet der Hase zum Symboltier für Ostern wurde, ist letztlich offen. Hier ein paar Erklärungsversuche: Ein Gedanke lautet, der Hase sei eigentlich ein Lamm. Aber halt ein misslungenes: Ein Bäcker habe einmal aus Teig ein Osterlamm formen wollen, doch am Ende geriet es ihm zum Hasen. – Eine andere Erklärung ist, dass der Hase nach der griechischen Mythologie das Tier der Liebesgöttin Aphrodite sei und damit Zeichen für Fruchtbarkeit und Leben.
Christliches Bild
In Byzanz wiederum war der Hase ein Symbol für Jesus, den auferstandenen Christus. Denn der Hase besitzt eine Besonderheit: Er hat keine Augenlider. Für Menschen damals bedeutete das, dass dieses Tier niemals schläft und damit auf Christus passt, weil auch er nicht entschlafen ist. Interessanterweise hat in der Orthodoxie das Osterfestdatum ebenfalls einen Bezug zum Hasen: Ostern wird am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes gefeiert und der Hase ist ein sog. Mond-Tier.
Gottes Dreiklang
Mir persönlich ist noch ein anderes Hasen-Bild zu Ostern wichtig. Und zwar das, welches sich im Paderborner Dreihasenfenster zeigt: Der Hase als Symbol für Gottes Dreieinigkeit. Darin kommt für mich zum Ausdruck, was Joseph Freiherr v. Eichendorff formuliert: „Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.“ Das Zauberwort, das die Wirklichkeit des Lebens zum Singen bringt, damit sie ganz und heil wird, ist die Einheit von Vater, Sohn und Geist. In dieser Verbindung hat Gott alles erschaffen und vollendet er es auch. Das Zauberbild ist für mich das der drei Hasen. Oster-Hasen (wenn man so will) die mir zeigen, dass der Tod nicht das Ende ist. Denn Gottes Dreiklang lautet: Leben, Sterben und Auferstehen.
In diesem Sinn, wenn es soweit ist: Frohe Ostern!
Raimund Miller, Kurseelsorger