Es werde Licht
Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 3, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 03. Februar 2021)!
Liebe Leserinnen und Leser,
gestern (am 02. Februar) war ein wichtiger Tag. Deshalb will ich gerne über das schreiben, was er uns heute sagen kann.
Lichtmess heißt er, bzw. hieß er einmal für viele Leute (er ist ziemlich aus der Wahrnehmung verschwunden). Sein Name rührt daher, weil man an ihm Wachsmärkte, sogenannte Licht(er)messen durchführte. Dort deckten sich die Menschen mit dem Kerzenbedarf fürs nächste Jahr ein und ließen sie anschließend im Gottesdienst weihen. Bis 1969 endete zudem (katholischerseits) an Lichtmess die Weihnachtszeit.
Mit dem Messen von Licht, wie es online jemand schrieb, hat der Name dieses Tages also nichts zu tun. Das Datum selber schon. Denn unsere Vorfahren haben an ihm genau das getan: das Licht gemessen. Anschaulich wird das durch folgende Bauernregel. Sie beschreibt, wie nach der Wintersonnenwende (ab dem 22.12.) die Tage immer länger werden: “Weihnachten um ein’ Mückenschritt, Silvester um ein’ Hahnentritt, Dreikönig um ein’ Hirschensprung und Lichtmess um ein’ ganze Stund.”
Gemessen an der Menge sagt uns also der 02. Februar, dass sich bisher das Licht um eine Stunde vermehrt hat. Tendenz zunehmend. Jeden Tag. Bis in den Sommer. Und dann bin ich, Anfang Februar, doch wieder bei Weihnachten. Der frohen Botschaft des ersten Feiertages: 1 „Im Anfang war das Wort… und das Wort war Gott… 4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Das Licht leuchtet in der Finsternis und [wurde von ihr] nicht erfasst 9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet…“
Anfang = Wort = Gott = Leben = Licht. Diese Gleichung gibt uns Johannes an Weihnachten mit auf den Weg. Und der Lichtmesstag sagt zu uns: Wenn Ihr hinausschaut, seht Ihr, sie stimmt. Es ist Licht geworden (vgl. Lukas 2,32). Jesus schließlich macht die Gleichung komplett, indem er sagt: »Ihr seid das Licht der Welt.« (Matthäus 5,14: wird im Lesejahr A immer am 5. Sonntag im Jahreskreis gelesen. 2020 war das am 09. Februar) Und sinngemäß sagt Jesus dort weiter: wenn ihr Licht seid, könnt und werdet ihr nicht verborgen bleiben. Im Gegenteil, ihr werdet zu Leuchten für Eure Mitmenschen und Mitwelt.
Das Gestern zeigt uns also, dass Leben Licht ist; und Licht Leben. Es gibt uns mit, dass beides zugenommen hat und weiterwächst. Wenn wir hinschauen, sehen wir es. Ja mehr noch: dann begreifen wir, dass wir selber Lichter sind. Nicht irgendwelche, sondern für unsere Umgebung, die Welt in der wir leben. Und was bedeutet das jetzt praktisch? Laut Jesus: eine Kerze anzünden und sie auf den Leuchter stellen, damit man sie sieht (vgl. Mt 5,15). Vielleicht würde er heute auch erwidern: fragt doch mal die Maus?! – Was wohl die bekannte, orangefarbene aus den Medien antworten würde? – Bestimmt hätte sie einige gute Ideen parat! Oder sie würde ihre Verwandten um Rat fragen. Z.B. Frederick, die Feldmaus (von Leo Leonni).
Praktisch im Sinne von materiell, tut diese nichts, während die anderen Vorräte anlegen. Dennoch wird sich ihre Arbeit für alle als praktisch erweisen – ihr Sammeln. Denn Frederick sammelt: Licht gegen die Dunkelheit, Farben gegen das Grau, und Worte gegen die Sprachlosigkeit. Eines Tages schließlich ist es soweit: die Nüsse und Beeren sind aufgeknabbert, das Stroh weg und was Körner sind, kaum noch in Erinnerung. „Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer und keiner wollte mehr sprechen.“ Da fallen den anderen Mäusen plötzlich Fredericks Vorräte ein. Bzw., dass niemand nur von Brot allein lebt, um es mit Jesus zu sagen (vgl. Mt 4,3); sondern von jedem Wort (aus Gottes Mund).
Reich an Material zu sein, reicht allein also nicht. Geistreich zu sein, ist ebenso wichtig; was für Frederick zutrifft. Er ist reich an Geistesgaben. D.h., er kann zwar aus Steinen nichts zu essen bereiten. Aber er kann auf einen großen Stein klettern, was er macht, und den anderen Mäusen von dem geben, was er hat: Sonnenstrahlen, Farben und Worte. – Damit sind wir wieder ganz bei Jesus, der sagt, dass unser Licht vor und für Andere leuchten soll (vgl. Mt 5,16); weil so das Gute einer Handlung sichtbar wird.
Gott – und vielen Menschen – sei Dank, gibt es das immer wieder: Gutes Handeln, Taten und Worte voll Güte, die einen neuen Horizont aufmachen, und den Horizont neu. Wie bei Frederick, wenn er sich räuspert, einen Augenblick wartet und dann spricht: „Wer streut die Schneeflocken, wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter, wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag, wer zündet die Mondlampe an?“ – Vordergründig die Natur, mit ihren Jahreszeiten. Dahinter, fundamental, lautet die Antwort für mich: Gott. Er ist es, der erschafft. Alles. Durch sein Wort, das lautet: Es werde Licht. (Genesis 1)
Und wir? Wir brauchen nicht solch Grundlegendes zu tun. Aber wir sollten uns bewusstmachen, was die Grundlagen sind, auf und aus denen wir leben. Wir sollten uns fragen, was uns – geistig wie materiell – schöpferisch zur Verfügung steht, und was wir damit praktisch anfangen; ob es dem Guten dient und das Miteinander stärkt. Wir sollten schauen, was uns nährt und wie wir es anlegen, damit wir alle davon zehren können; in fetten wie in mageren Zeiten. Nutzen wir in diesem Sinn, mit Lichtmess, die Zeit uns zu erinnern, dass wir selber Lichter sind. Lassen wir es Licht werden füreinander, indem wir das Gute denken, reden und tun.
Raimund Miller, Kurseelsorger
PS: Hier noch „Licht“ für die Ohren. Wenn Sie möchten, dann scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Handy oder Tablet ein. So landen Sie beim Lied „Licht an!“ der Band Solarjet (danke, liebe Solarjets, dass ich zu Euch verlinken darf). Oder Sie klicken hier auf → Licht an!