Sonntag, Oktober 13, 2024
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Der Himmel ist…

Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 11, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 25. Mai 2022)!

Der Himmel ist…

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie ist für Sie der Himmel? Was würden Sie sagen, wenn Sie versuchen müssten, ihn zu beschreiben? Es wäre wirklich interessant und bereichernd, das zu erfahren. – An dieser Stelle gebe ich Ihnen nun meine Gedanken über Himmel sowie Christi Himmelfahrt an die Hand – und hoffe, dass diese Sie bereichern mögen!

Fragwürdig

„Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin.“ Ein fragwürdiger Titel für ein Buch. Und ob das so stimmt? Ich wage es zu bezweifeln. Einen Gedanken wert finde ich dagegen das Bild vom Himmel, das hier gezeichnet wird: Nämlich eingeschränkt und überschaubar. Es erinnert mich ein Stück weit an den Münchner im Himmel, wie er da sitzt und den ganzen Tag frohlocken darf, nur halt eben ohne seine Maß Bier. Mit dem Unterschied: Der Münchner bringt mich zum Lachen, den Himmel im Buchtitel finde ich traurig. Denn der Himmel ist doch etwas Großartiges – offen und weit.

Wundervoll

Ich stelle ihn mir in etwa so vor, wie er im folgenden Spiritual besungen wird: „Heaven is a wonderful place, filled with glory and grace, I want to see my saviour´s face, heaven is a wonderful place, I want to go there.“ – Der Himmel ist ein wundervoller Ort, voll an Herrlichkeit und Gnade; an dem ich das Gesicht meines Retters zu sehen bekomme; ich möchte einmal dort sein.

So ähnlich, denke ich, hat auch Jesus uns den Himmel vor Augen gestellt. In seinen Geschichten lässt er spüren: Den Himmel gibt es, als Ort und v.a. als eine Wirklichkeit, die sich entwickelt – wie ein Samenkorn. Der Himmel ist da, wo Gott nahe ist und sich durchsetzt. An jedem Ort, zu jeder Zeit. Oder wie der Theologe Gerhard Ebeling es ausdrückt: „Nicht wo der Himmel ist, ist Gott, sondern wo Gott ist, ist der Himmel“. Also jederzeit und überall. Eine Aussicht, die froh macht, wie ich finde.

Sinnlich

Zu diesen Gedanken über den Himmel, möchte ich Sätze aus Gedichten hinzulegen, die vor einigen Jahren von Erstkommunionkindern aus Bad Wurzach verfasst wurden, unter dem Titel „Mein Himmelsgedicht“:

Diese Himmelsgedanken von damals berühren mich auch heute noch. Ich bin dankbar, dass ich an ihnen teilhaben – und sie hier teilen darf – weil sie ein schöner Einstieg sind in Christi Himmelfahrt.

Begreifbar

Menschen den Sinn dieses Festes nahezubringen ist aber nicht einfach. Handelt es sich dabei doch um eine Vorstellung aus vergangener Zeit (die Hölle unten, in der Mitte die Erde, der Himmel oben). Und die Kirchensprache ist häufig nur schwer zu verstehen. Mit dem Bollerwagen im Grünen unterwegs zu sein, scheint einfacher und sinnenfreudiger. Vielleicht feiert man deshalb lieber Vatertag.

Dennoch enthält der Himmel eine Botschaft – so wie die Auffahrt von Christus dorthin. Es macht Sinn und Freude, diese anhand von Kinderworten „förmlich“ zu begreifen. Zum anderen wird aus heutigen Verständnis klar: Hier steigt niemand in die Luft, so wie ein Ballon – sondern Gott bestätigt Jesus endgültig als seinen Sohn! Er gibt ihm Platz an seiner Seite und stellt ihn über die Mächte dieser Erde. Aus dem Grund haben sie nicht das letzte Wort. Das hat Jesus. Er sagt zu uns: Ihr sollt leben. Ihr könnt das, weil ich den Tod besiegt habe.

Dafür steht Himmelfahrt: Für Leben! Einmal dort, wo Jesus ist, im Himmel, unsere Sinne übersteigend. Und hier, wo wir sind, auf Erden, mit allen Sinnen – im Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Fühlen.

So wünsche ich uns eine sinn-volle Zeit und einen schönen Feiertag,

Raimund Miller


PS: Eine „himmlische“ Miniatur dieses Spirituals gibt es hier zu hören und sehen: