Der 14. Februar – oder ein Tag der Verbundenheit
Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 03, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 05. Februar 2020)!
Der 14. Februar – oder ein Tag der Verbundenheit
Liebe Leser:innen, als ich im Januar den liturgischen Kalender meiner/unserer Diözese durchgegangen bin, um zu sehen, was im Februar ansteht, fiel mir beim 14.02. etwas auf. Nämlich, dass da nichts (mehr) vom Heiligen Valentin zu lesen ist. Obwohl dieses Datum ganz klar seinen Namen trägt! Dafür lese ich jetzt zum ersten Mal bewusst „Kyrill und Method“. Kyrill und wer? Genau, Kyrill und Method! Aha. Sagen mir nichts, die zwei. Zumindest bis Ende Januar war das so.
Doch wohin ist Valentin verschwunden – und woher kommen die andern zwei? Nr.1 ist ganz einfach zu beantworten: Seit der Reform des römischen Generalkalenders (1970) gibt es Valentin nicht mehr – an diesem Tag und überhaupt. Seinen Anfang nimmt diese Geschichte bereits im Mittelalter.
Als Weihnachten noch am 6. Januar gefeiert wurde, fiel das Fest der Darstellung des Herrn, 40 Tage später, exakt auf den 14.02. Weil Papst Liberius 354 n.Chr. jedoch beschloss, Weihnachten auf den 25.12. zu verlegen, zogen die einzelnen Regionen damit Schritt für Schritt nach. In Deutschland regelte die Mainzer Synode im Jahr 813 Zeitpunkt und Festdauer. D.h., alles wird nun kirchlich gesehen 12 Tage früher gefeiert. Zurück blieb/bleibt ein Loch am 14. Februar, ein leerer, ein sinnentleerter Tag, der nach Sinnauffüllung schrie und schreit.
Valentin schien manchen Kirchenleuten dafür nicht der Richtige zu sein. Zugegeben: Die Rückbindung dieses Tages an seinen Namensgeber ist schwierig – weil nicht klar ist, was zu ihm gehört, und was dazugedichtet wurde. Doch der Liebe zwischen Menschen einen Tag zu widmen ist sinnvoll! Erschwerend ist lediglich: Vielen fehlt „etwas“, das darüber hinausgeht. Weswegen in manchen Kirchen versucht wird, dem ersehnten „Mehr“ Rechnung zu tragen und an diesem Datum der Sehnsucht vieler Paare nach Gottes Schutz und Segen entgegen zu kommen.
Gottes Schutz und Segen; menschliche Sehnsucht nach Liebe; Rückbindung; Richtig und Falsch; Abgelehnt sein und sich Durchgesetzt haben… Alles das lässt sich aus Valentin herauslesen, aber v.a. passt es auch zu Kyrill und Method; deren wir jetzt anstatt seiner gedenken (sollen). Wohl deshalb, weil Kyrill nachweislich am 14.02. des Jahres 869 in Rom starb.
Doch eins nach dem andern: Bei uns sind sein Bruder Method und er fast unbekannt. Und das, obwohl Johannes Paul II., der Slawe, sie, die beiden Slawenapostel, 1980 zu „Mitpatronen“ und Schutzheiligen Europas ernannte; zu einer Zeit, als Christ:innen in Mittel- und Osteuropa Schutz bitter nötig hatten. »Auf „beiden Lungenflügeln“ müsse das christliche Europa atmen« lautet sein berühmtes Wort »auf dem römisch-lateinischen und dem slawisch-byzantinischen.«
Mit anderen Worten: Europa gründet nicht auf Antike, Christen- und Germanentum, sondern auf der Verbindung von West UND Ost! Eine Sicht, die seinerzeit Manchen nicht passte – und davor auch schon nicht. Denn: »Das Missionswerk der beiden Brüder Kyrill und Method im Großmährischen Reich war den fränkisch-bairischen Bischöfen ein Dorn im Auge. Sie sahen sich um ihr missionarisches „Hinterland“ und Einflussgebiet gebracht«; mit dem Ergebnis, dass Method im Jahr 870 im Kloster von Ellwangen (Jagst) gefangen gehalten wurde – auf Initiative des Passauer Bischofs.
Method und Kyrill, bürgerlich Michael und Konstantin, stammten aus Thessaloniki. Sie waren Brüder und gingen in 862 auf Mission nach Großmähren, weil der Kaiser von Ostrom sie darum gebeten hatte. Die Schwachstelle daran war schnell klar: Die Slawen besaßen noch keine Schrift. Bevor sie losgingen, entwickelte Kyrill deshalb aus griechischen Kleinbuchstaben ein auf die slawischen Laute abgestimmtes Alphabet. Slawisch als Schriftsprache war geboren und der Grundstein fürs kyrillische Alphabet gelegt, das noch heute vom Balkan bis Russland gültig ist.
Die Brüder konnten ihren Auftrag also umsetzen, weil sie die Menschen in deren Sprache trafen. Damit waren sie ihrer Zeit meilenweit voraus! Und sie waren überzeugend – so sehr, dass sie mit Erfolg das Recht der Slawen, die christliche Lehre in ihrer Sprache zu predigen, sogar vor dem Papst verteidigen konnten. Außerdem wirkten Kyrill und Method in ihrer Treue zu Ost und West bereits „ökumenisch“ – indem/weil sie lateinische und byzantinische Traditionen miteinander verbanden.
Mit Blick auf den 14.02. heißt das für mich: Nicht der bisherige Kern dieses Tages ist weg, sondern eine neue Verbundenheit ist da! Seien wir also verbindend kreativ, wagen wir Sprache neu und eine neue Sprache. Treffen wir uns darin, als Brüder und Schwestern, voll Überzeugung, ohne Ausgrenzung, oder Angst um Machtverlust. Geben wir der Sehnsucht Raum, lassen wir die Liebe (Gottes) zu, dann wächst in seinem Segen etwas mit Bestand!
Raimund Miller, Kurseelsorger