Freitag, Mai 23, 2025
Artikel

M, wie Mai, Mutter und Maria

Mai

Mai. Das ist ein Teppich aus Grün, Gelb und Weiß. Klares Hellgrün, dunkleres sattes Grün der Felder mit Weizen und Mais. Der knallig gelbe Raps, wie ein Meer, der Wind trägt eine Welle von süßem Duft herüber…

Bild, das gelb blühende Rapsfelder zeigt, durchzogen von einer grünen Hecke, und am Horizont Wald
Bild von Elke „Detmold“, gemeinfrei aus Pixabay

Am Horizont sieht man Wälder in tiefem, smaragd-farbenem Grün. Und zwischen all dem Gelb und Grün verläuft häufig eine Kette weißer Farbtupfer von Kirsch- und Apfelbäumen.

Mai ist Verheißung, Verlockung, Versprechen für das, was kommen soll und darf – wie eine aufblühende Freundschaft, eine Liebe, deren Ernte die Sommer und die Winter des Lebens überdauert.

Und auch in den Namen der Sonntage in dieser Zeit spiegelt sich die Sehnsucht und die Erfahrung von Freude, Jubel, Lust, zu singen. Jubilate (03.05.), Cantate (10.05.), Rogate (17.05.) und Exaudi (24.05.) heißen sie auf Evangelisch.

Wünsche, Bitten und auch Dank, alles mit der Adresse Himmel. Sich nicht von Eisheiligen einschüchtern lassen. Trotzdem dem Wachsen vertrauen und Mut haben, es zuzulassen. Darin Gott begegnen. Der Mai ist seine großzügige Einladung dazu, mit der Landschaft als ausgebreitetem Liebesbrief an uns.

Mutter

Mutter. Ich bin meinem Vater und meiner Mutter ähnlich. Das fand ich nicht immer angenehm. Von meinem Vater wollte mich unterschieden wissen. Von der Mutter nicht. Seit acht Jahren bin ich selbst Vater, meine Frau Mutter – und unsere Kinder uns ähnlich.

Vater wie Mutter haben eine Vorstellung. Doch jedes Kind folgt seinem innersten Wesen. Beides muss aufeinander abgestimmt werden. Es ist ein Weg mit Versuch und Irrtum. Eltern sagen oft mit schlechtem Gewissen: „Ich mache sicher alles falsch“. Der Gedanke ist (nicht nur) mir vertraut.

Ebenso die Frage: Woran soll eine Mutter, ein Vater sich orientieren? Von allen Seiten kommen Ratschläge. Manche meinen zu „wissen“, was gute Eltern zu tun haben. Sie messen sie jedoch an der Sehnsucht nach der eigenen Kindheit.

Freilich tragen Eltern eine große Verantwortung. Wer Verantwortung übernimmt, macht Fehler. Doch unschuldig bleibt keiner, auch die Kinder nicht. Deshalb brauchen wir die Bitte um Vergebung und den Mut, wieder neu anzufangen.

Manchmal hilft es schon, wenn man über die eigenen Fehler lachen kann. Denn das gibt einem die Chance, mit den Fehlern der anderen versöhnlich umzugehen. Oft sind es die Kinder, die einem zeigen, wie das geht. Kinderleicht sozusagen.

Ich nenne besonders Mütter die Kinder Gottes, denen das Leben anvertraut ist. Wie eine Mutter begleitet Gott diese Kinder. Es tut gut, sich immer wieder daran zu erinnern.

Maria

Maria. Dieses Marienbild hier ist für mich wie eine Entdeckungstour. Es ist ein Bild, an dem mein Blick hängenbleibt. Wie eine Einladung es sich anzuschauen.

Bild, das die Madonna mit schlafendem Kind zeigt
Bild cc aus Wikipedia: Giovanni Battista Salvi detto il Sassoferrato (1609-1685), Madonna mit schlafendem Kind, Palazzo Ducale, Urbino/Italien

Eine in dunkelblau gekleidete Frau bildet das Zentrum. In ihren Armen liegt ein Kind. – Maria, die Mutter Gottes. Tiefe Ruhe strahlt das Bild aus. Maria, wie ins Gebet versunken.

Maria, so berichtet es das Neue Testament, lebte mit ihrem Verlobten, Josef, in Nazareth. Vom Engel Gabriel erfährt Maria, dass sie schwanger werden und den Sohn Gottes gebären würde, dem sie den Namen Jesus geben soll.

Maria glaubt. Voller Vertrauen und Dankbarkeit empfängt sie das Geschenk Gottes: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Mich beeindruckt diese junge Frau. Ihr fester Glaube und ihre Demut. Für mich ist es vorbildhaft, wie sie ihr Schicksal annimmt. Sie wird die Mutter Gottes.

Maria stimmt deswegen ein Loblied an: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“
Gott erweist allen Menschen seine Gnade; das wird an ihrem Leben deutlich. Wunderbar, dieses Bild der Mutter Gottes.

In diesem Sinne: Einen schönen Maien; allen Müttern kommenden Sonntag die besten Wünsche zum Muttertag; sowie uns allen Vertrauen auf Gottes Gnade!

Raimund Miller, Kurseelsorger

 


Artikel der Kurseelsorge in Ausgabe Nr. 9 von „Bad Wurzach Natürlich. Informativ“ vom 10. Mai 2025