GLEICH wert begabt nötig berechtigt
Gute Lektüre mit unserem Kurseelsorge-Artikel (in Ausgabe Nr. 06, der Bad Wurzacher Bürger- und Gästeinformation vom 18. März 2020)!
Liebe Leserin, lieber Leser,
das fiel mir dieses Jahr auf rund um den Weltgebetstag (6.3.) und Weltfrauentag (8.3.) – in den Medien kam viel über die Lage von Frauen. Nach wie vor skandalos die Gewalt gegen sie und ihre Benachteiligung weltweit in vielen Bereichen auch in der Kirche.
Aber: Maria 2.0 lasst grüßen! Auf katholischer Seite signalisiert der Synodale Prozess u.a. auch das Ringen um endlich angemessenen Zugang der Frauen zu Ämtern und Macht.
Ein Hoch auf alle Vorkämpfer*innen!
Drum, Schwestern im Glauben, bleibt beharrlich dran! Es braucht laaangen Atem, Jahrtau- sende mannlicher Dominanz zu überwinden. Immerhin ist schon einiges an Emanzipation erreicht in Gesellschaft und Kirche. Das macht Mut. Lasse sich nur ja keine*r beirren von Einwänden, das Kämpfen um Geschlechtergerechtigkeit sei vom Zeitgeist diktiert. Oder, Frauen hätten eben nicht das Charisma der Verkündigung bzw. der Leitung. No no! Klar ist doch, dass die Diskriminierung beiden schadet, die Über- und Unterordnung auch den Männern nicht guttut. Drum war sie auch ursprünglich gar nicht vorgesehen! In der Bibel steht Genesis 3,16:
Die Männerherrschaft ist Folge des Sündenfalls!
Echt lohnend, mal in der Urkunde des Glaubens die Urgeschichten in Genesis 1-3 zu lesen. Vertrieben aus dem Paradies, liegt ein Fluch über dem Menschenleben. U.a. heißt es zur Frau: „Dein Verlangen wird nach deinem Mann sein, er aber wird über dich herrschen.“ Wie anders war das ursprünglich gedacht! Siehe Genesis 1,26ff: Mann und Frau sind gleicherweise als Gottes Ebenbild erschaffen und gesegnet. Gleicherweise ist ihnen die ganze Erde mit all ihren Möglichkeiten als Lebensraum eröffnet und ungeheure Macht über Gottes Schöpfung anvertraut. Gleicherweise sind beide beauftragt, vgl. Gen 2,15, die Erde zu bebauen und bewahren.
SIE = von Gott IHM gleichberechtigt!
Doch der zweite Text der Urgeschichte Gen 2,4 bis Gen 3 hat sich viel stärker ausgewirkt als Gen 1, leider! Denn da gibt´s ein Gefälle zwischen IHM als Ersterschaffenem zu IHR. Aus Gen 2,18-25 haben Machos gefolgert:
„SIE ischt halt (bloß) a Ripp!“
Schaun wir genau hin, der hebräische Urtext ist hier entscheidend: Rasch hatte Gott festgestellt, dass Adam, auf sich allein gestellt, aufgeschmissen ist. Wie wahr! Viele verwitwete oder geschiedene, auch viele alleinstehende, nie richtig von ihrer Mutter gelöste Männer belegen es… Schnell schuf Gott Abhilfe, jedoch keine „Gehilfin“, Magd, ihm untertan. Sondern, der Clou, ein echtes Gegenüber ist sie für ihn, ihm ebenbürtig! Was er, nach dem quasi Narkoseschlaf, in den Gott ihn vor der entscheidenden „Operation“ versetzt hatte, hellwach bestatigt: „Bein & Fleisch von meinem Bein & Fleisch! Ischa die Mannin von gleicher Substanz wie Isch der Mann: Hilfe zum Leben, die mir entspricht!“
Mannlich + weiblich = unentbehrlich
füreinander = erst miteinander ganz.
Soweit ok, nur kommt jetzt die Keule:
SIE = Einfallstor fur die Sünde!
Das ist Kirchenlehre seit Augustin – schließlich habe SIE auf die Einflüsterung der Schlange gehört! – Stimmt, aber Adam aß ebenso von der unseligen Frucht vom Baum der Erkenntnis. War SIE vielleicht einfach offener für kritisches Nachfragen und Denken?! Jedenfalls war´s eine ungeheure Versuchung für den Menschen, Frau und Mann, sein zu wollen wie Gott… Ihr erlagen sie gleicherweise.
Beide tragen bis heut an den Folgen
Nackt voreinander bloBgestellt, sind sie der Verachtung oder Gier, dem Taxieren, Demütigen, Neid und Hass ausgeliefert, wenn nicht Liebe sie davor bewahrt. Ohne Respekt, ob aus Ehrfurcht vor Gott oder vor dem Leben, agieren wir das Negative aus, wozu Men- schen fähig sind. Seither gibt s das Sich-schämen, ist das Verhältnis der Geschlechter nicht mehr unbefangen wie v o r der unseligen Erkenntnis. Im Paradies hatten sie nackt keinen Grund sich zu schämen. Da war ihre Beziehung unschuldig vertrauensvoll, auf Augenhöhe.
Es bleibt die Sehnsucht…
nach dem ursprünglichen Verhältnis. Sehnsucht kann Kraft entfalten. Kann zur Vision einer Beziehung zwischen IHR und IHM in voller Gleichberechtigung werden auch zu Gottes Ehre! Überall in der Schöpfung findet sich ja diese Polarität männlich-weiblich. Die macht das Leben spannend. Und fruchtbar. Grade auch das Menschendasein wird durch sie erst richtig interessant. Daher muss in Gott selbst BEIDES lebendig sein. Doch die einseitig maskuline Festlegung unseres Gottesbildes war ein eigenes Thema, ebenso wie die Frage,
Ist JESUS der neue Mann? MARIA die neue Frau?
Und natürlich die lange Reihe äußerst bemerkenswerter Frauen in der Bibel gäbe Stoff für nen eignen Artikel…
Herzliche Grüße an ALLE gleicherweis!
Ihre Pfn. Verena Engels-Reiniger