Das eine geht nur mit dem anderen
dreieinhalb Wochen noch und die Ferien, die Urlaubszeit steht vor der Tür. „Endlich!“ werden Viele von uns denken. Endlich und hoffentlich einige Tage frei und nicht arbeiten müssen. Nur zu verständlich dieses Gefühl. Aber ist es eigentlich sinnvoll das Leben so zu sehen, hier die Arbeitszeit, dort die Freizeit? Gewissermaßen als Gegensatz? – Die folgenden Zeilen eben dieser Frage gewidmet.
Mehr als ein Muss
Werden Menschen gefragt, weshalb genau sie diese ihre Arbeit tun, kommt immer wieder als Antwort: „Von irgendetwas muss ich ja leben!“ Leben und Arbeiten sind also eng miteinander verbunden. Doch manche Arbeit wird nur getan, weil das Geld benötigt wird, um leben zu können. Gemäß dem Motto:
Besser, bescheiden sein und den eigenen Weg gehen, als sich wichtig machen und am Ende nichts haben. (nach Sprichwörter 12,9)
Arbeit ist aber mehr als das. Sicher, heute ist jede/r dankbar, wenn sie/er überhaupt eine Arbeit hat. Trotzdem sollte das Ziel eine Arbeit sein, die sinnvoll ist und Freude macht. Zudem erfahren viele Menschen durch das, was die beruflich machen Anerkennung. Wird dagegen eine Arbeit – in und von der Gesellschaft – geringgeschätzt, so passiert (mit) denen, die sie verrichten, leider häufig dasselbe.
Jedes Tun würdigen
Dagegen gilt christlich gesehen: Jede Arbeit hat Anteil an Gottes Schöpfung. D.h. die Arbeit ist und wird von Gott gewürdigt – ebenso der Mensch, der sie verrichtet. Wird jedoch ein Mensch, in dem was er macht, ausgenutzt, dann steht das im Widerspruch zu diesem christlichen Glauben.
Christinnen und Christen sollten sich daher für Arbeitsbedingungen einsetzen, die gerecht sind und die den Menschen in seinem Tun würdigen. Dazu gehört außerdem, dass wir Menschen Zeiten brauchen, die nicht von marktwirtschaftlichem Denken diktiert sind. Gemeinschaft und Erholung, aber auch Besinnung und Gottesdienst – all das Bedarf seiner Zeit und seiner eigenen Bestimmung.
Einfach sein dürfen
Für Menschen christlichen Glaubens ist eine solche Zeit bspw. der Tag der Auferstehung Jesu, der Sonntag. Er ist ein besonderer Tag. Und die Kirchen setzen sich deshalb, zusammen mit vielen anderen Kräften der Gesellschaft, dafür ein, dass diesem Tag sein eigenes Gepräge bleibt: nämlich zweckfrei Sein zu dürfen. Also die Chance zu haben, nicht etwas tun zu müssen, sondern sich selbst verwirklichen zu dürfen, wenigstens einmal die Woche, z.B. in der Begegnung mit Gott.
Wir Menschen bedürfen einmal in der Woche einer solchen freien Zeit, denn nur so erhält sie einen Rhythmus. Mit dem Jahr, als Zeitmaß betrachtet, verhält es sich ebenso. Wir brauchen in ihm zeitliche Spiel-Räume. Freie Zeiten die nicht nach dem Nutzen fragen. Zeiten, die nicht den Zweck haben sich wieder für die Arbeit herzustellen. Zeiten, die Platz bieten für Unerwartetes, für Erlebnisse und Ereignisse, die nicht vorauszuplanen sind.

»Und!«
Mit diesem gedanklichen Einsatz für die Freizeit soll jedoch nicht die Arbeit und deren Zeitanspruch abgewertet werden. Vielmehr geht es darum beide als gegenseitige Ergänzung sehen zu lernen und ins richtige Verhältnis zu bringen. Denn Arbeitszeit braucht freie Zeit und umgekehrt. Benedikt v. Nursia – am 11. Juli ist sein Gedenktag – sagte dazu schlicht „bete und arbeite“ (lat. „ora et labora“). Mit der Betonung auf »und«!
Tue »und« ruhe trifft es meiner Meinung nach auch. Dementsprechend wünsche ich uns eben dieses »und«: die Möglichkeit zu arbeiten und die Chance auszuruhen; sowie, dass wir beides in Verbindung sehen (lernen) – weil unser Leben dadurch eine neue Qualität bekommt. – In diesem Sinne: eine gute, restliche Zeit »und« wenn es soweit ist, schöne Ferien sowie einen erholsamen Urlaub!
Raimund Miller, Kurseelsorge
Artikel der Kurseelsorge in Ausgabe Nr. 13 von „Bad Wurzach Natürlich. Informativ“ vom 05. Juli 2025