Donnerstag, November 20, 2025
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November: Gedanken über Sterben, Tod und Trost

Bild zeigt Stift, mit dem etwas geschrieben wirdLiebe Leserin, lieber Leser,

eine Woche noch – vom Erscheinungstermin dieses Artikels aus betrachtet (25.10.) – dann ist November. Ein Monat mit besonderer Prägung: Den Auftakt machen Allerheiligen und Allerseelen. Mittendrin liegt der Volkstrauertag. Am 23.11. ist Toten- oder Ewigkeitssonntag. Und Christkönig, der Tod und die Auferstehung Jesu, bildet den Schluss; gleichzeitig auch den des Kirchenjahres. Was ist also naheliegender, als sich hier über das Gedanken zu machen, das den kommenden Monat prägt:

Sterben

„Vor dem Tod habe ich Angst.“ So geht es Vielen. Doch fragt man nach, wird häufig klar, dass es eigentlich die Angst vor dem Sterben ist – vor dem Ende des Lebens und dort möglicherweise auftauchenden Fragen: Werde ich Schmerzen haben? Wird jemand bei mir sein? Wird es schnell gehen? – Niemand weiß, wie es sein wird. Das macht Angst. Dabei liegt Sterben in der Sache der Natur, vielleicht vergleichbar mit dem Gebären: Hier Wehen und Pressen, bis zum Eintritt eines Menschen in die Welt. Dort Zittern und Loslassen dessen, was heraus ‘will’ aus der Welt.

Das eine wie das andere ist Prozess, Teil des Lebens, auf den es sich einzulassen gilt. Leichter gesagt, als getan. Aber faktisch bleibt nichts anderes. Einzig beruhigend: manch auftauchender Schmerz lässt sich lindern – von Ärzten und Pflegekräften; von mitmenschlichen Beziehungen, deren Tragkraft und Heilsamkeit; und nicht zuletzt von Gott, z. B. dann, wenn Schmerz das Menschenmögliche übersteigt. – Wenn diese ‘Dinge’ gegeben sind, kann das Sterben gelingen. Und vielleicht fühlt, wer es miterlebt, so etwas wie Frieden, wie er sich ausdehnt und ergreift, wenn Leben zu Ende geht; so etwas wie Dankbarkeit, wie sie einkehrt und an den gemeinsamen Weg erinnert.

Tod

Wie eingangs gesagt, der Tod macht Angst – weil es sich eigentümlich mit ihm verhält: Er ist fremd und zugleich eigen. Er ist fremd, weil er das Leben beendet. Er ist eigen, weil er zum Leben gehört. Er stellt das Leben  infrage und ist ihm damit sicher. Mit anderen Worten: Nichts ist im Leben sicher, außer der Tod. Er bedeutet den Verlust dessen, was für das Leben typisch und wesentlich ist, um zu funktionieren. Dieser Verlust ist ein endgültiger und dauerhafter. Er beendet alles Körperliche, aber v.a. auch alle Beziehung. Ein Mensch der stirbt, ist also nicht mehr da.

Stimmt: Mit dem Tod ist alles aus. So denken Viele. Für das Hier und Jetzt kann dem beigepflichtet werden. – Wer aber sagt eigentlich, dass das Hier und Jetzt wirklich alles ist? Insofern stimmt es wiederum nicht, dass mit dem Tod alles aus sei. Viele Menschen tragen die Vorstellung in sich, auf den Tod folge noch etwas, er sei ein Durchgang – wie z.B. aus der scheinbar leblosen Puppe zum Schmetterling.

Bild, das einen frisch geschlüpften Schmetterling zeigt
Der Tod als Durchgang (Bild: gemeinfrei, von Nandhu Kumar auf Pixabay)

Christlich gesprochen ist das die Auferstehung: die in Jesus begründete Hoffnung, auferweckt zu werden. Zumal der Name ʻJesusʼ Programm ist, denn er (ver)heißt, dass Gott rettet, hilft und erlöst. – Wie? Das ist nicht wichtig. Was zählt, ist die Tatsache, dass er alle Tränen von den Augen abwischt; dass es weder Tod und Trauer, noch Klage und Mühsal mehr geben wird – weil durch ihn nicht mehr ist, was vorher war (s. Offb 24,4).

Trost

Nun könnte gedacht werden: Schön, dass es immerhin jenseits Trost gibt. Aber hier, diesseits? Ich sehe es so, dass das Trösten bereits in der Welt geschieht. D.h., sobald jemand da ist, mitgeht, zuhört, annimmt, ernstnimmt, mitfühlt, begleitet, dann ereignet sich Trost; hat das, was Menschen bewegt, einen Raum – schon hier. Und wo das der Fall ist, zeigt sich wahre Gemeinschaft, wird mitten in der Verzweiflung die Erfahrung spürbar: Ich bin nicht allein – hier nicht und da erst recht nicht.

So wünsche ich uns, dass – wann immer wir leiden – sich Lichtblicke der Hoffnung auftun und die Gewissheit schenken, angenommen und gehalten zu sein; und, dass daraus Kräfte erwachsen, die aufrichten und neu zum Leben ermutigen.

Raimund Miller, Kurseelsorge


Artikel der Kurseelsorge in Ausgabe Nr. 21 von „Bad Wurzach Natürlich. Informativ“ vom 25. Oktober 2025